Die 66. versammlung von MedCruise in Cartagena
Vom 10. bis 13. Juni 2025 war die historische Hafenstadt Cartagena in Spanien Gastgeber der 66. Generalversammlung von MedCruise, heute der größten Vereinigung von Kreuzfahrthäfen weltweit.
Die Veranstaltung hatte eine besonders symbolische Bedeutung, da sie zeitgleich mit der Feier des 150-jährigen Jubiläums des Hafens von Cartagena stattfand. Ein perfekter Rahmen also, um über 165 Teilnehmer zusammenzubringen, darunter Vertreter von mehr als 20 Kreuzfahrtgesellschaften, 47 Mitgliedshäfen, 22 assoziierten Mitgliedern und 8 internationalen Medienvertretern. Das Treffen, das im Auditorium El Batel stattfand, stellte einen entscheidenden Moment der Reflexion über die Zukunft der Kreuzfahrtbranche im Mittelmeer dar, mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit, technologische Innovation und die Integration mit den lokalen Gemeinschaften.
Theodora Riga In Conversation With Giora Israel
Die Generalversammlung begann offiziell mit einer Pressekonferenz in der eindrucksvollen Kulisse des Museums des Römischen Theaters von Cartagena. Der Präsident der Hafenbehörde von Cartagena, Pedro Pablo Hernández, eröffnete die Veranstaltung und hob die tiefgreifende Transformation hervor, die die Stadt in den letzten 25 Jahren durchlaufen hat. Von lediglich 49 Kreuzfahrtanläufen und 68.000 Passagieren im Jahr 2009 erreichte Cartagena im Jahr 2025 Rekordzahlen: 192 Anläufe und 250.000 Passagiere. Dabei wurde deutlich, dass Cartagena nicht nur als Durchgangsort für Touristen dienen will, sondern sich als eigenständiges kulturelles und nachhaltiges Reiseziel positionieren möchte. Mit 17 Museen, zahlreichen archäologischen Stätten und einem regen kulturellen Leben gilt die Stadt als beispielhaft für eine gelungene Aufwertung des historischen Erbes im Dienste des Tourismus.
Dieser Erfolg wurde durch die effektive Zusammenarbeit öffentlicher Institutionen und kontinuierliche infrastrukturelle Verbesserungen ermöglicht, die Cartagena zu einem aufstrebenden Ziel im Mittelmeerraum gemacht haben.
Anne-Marie Spinosi, Senior Vice President von MedCruise und Cruise Managerin bei Corsica Ports, sprach im Namen der Präsidentin von MedCruise und Hafenpräsidentin von Korfu, Theodora Riga. Sie unterstrich die strategische Bedeutung der Veranstaltung und betonte, dass Cartagena nicht nur einen faszinierenden historischen und kulturellen Rahmen geboten habe, sondern auch ein konkretes Beispiel für den erfolgreichen Wandel eines Hafens durch Vision und Zusammenarbeit sei. Anne-Marie Spinosi wies zudem darauf hin, dass die größte Herausforderung für Häfen und Destinationen heute darin bestehe, globale Veränderungen zu erkennen und flexibel sowie schnell auf neue Anforderungen des Kreuzfahrtmarktes zu reagieren. Die Simultanübersetzung vom Englischen ins Spanische übernahm Luz Marina Espiau Moreno, Vorstandsmitglied von MedCruise und Leiterin der Geschäftsentwicklung der Hafenbehörde von Santa Cruz de Tenerife.
Während der Generalversammlung traten drei neue assoziierte Mitglieder der Vereinigung bei: das Amalfi Coast Cruise Terminal – Hafen von Salerno (Italien), Gelasakis Shipping Agency (Griechenland) und Global Cruises LLC (USA/Griechenland). Diese Neuzugänge belegen das kontinuierliche Wachstum des MedCruise-Netzwerks und den Willen der Organisation, die internationale Zusammenarbeit weiter zu stärken.
MedCruise 66th GA (1)
Das Herzstück der Generalversammlung war ein umfangreiches Programm mit Podiumsdiskussionen, das den Teilnehmern die Möglichkeit bot, sich über strategische Themen zur Weiterentwicklung des Kreuzfahrtsektors auszutauschen. Branchenführer wechselten sich in hochkarätigen Arbeitssitzungen ab und begegneten den aktuellen Herausforderungen und künftigen Perspektiven mit einem Geist der Zusammenarbeit und Innovationsfreude.
Die erste Diskussionsrunde widmete sich der Entwicklung von Kreuzfahrtrouten im Mittelmeer und machte einen Paradigmenwechsel bei der Routenplanung der Reedereien deutlich. Moderiert von Virginia López Valiente, CEO der Cruise News Media Group, brachte das Panel erfahrene Stimmen zusammen, darunter Giora Israel, Präsident von Giora Israel LLC; Crystal Morgan, Senior Director of Deployment & Itinerary Planning bei Seabourn; Simone Frontini, Senior Analyst of Itinerary & Planning bei Costa Crociere; und Mark Robinson, General Manager bei BC Tours. Im Mittelpunkt der Debatte stand die wachsende Nachfrage der Reisenden nach immersiveren Erlebnissen, etwa durch Übernachtaufenthalte in den Häfen und einem authentischeren, entspannteren Zugang zu den Reisezielen. Die Referenten betonten, dass Flexibilität zu einem zentralen Instrument geworden ist – nicht nur, um den neuen Erwartungen der Passagiere gerecht zu werden, sondern auch, um sich an ständig wandelnde betriebliche Rahmenbedingungen anzupassen. Auch das Thema Nachhaltigkeit nahm eine zentrale Rolle ein: Sie wird nicht mehr als zusätzlicher Bonus betrachtet, sondern als grundlegendes Kriterium bei der Gestaltung verantwortungsvoller und gemeinschaftsverträglicher Reiserouten.
Ebenso anregend war die Präsentation zur Künstlichen Intelligenz und Digitalisierung im Tourismussektor, die aufzeigte, wie neue Technologien das Passagiererlebnis an Bord und an Land neu definieren. Gehalten wurde sie von Eric Benedict, Vice President von Access Cruise Inc. Die Sitzung hob den Einfluss digitaler Tools wie mehrsprachiger Chatbots, prädiktiver Analysesysteme und personalisierter Marketingplattformen hervor. Ein besonders illustratives Beispiel war Benidorm, wo die Integration von Technologie und Tourismusmanagement zu einer effizienteren und interaktiveren Besucherführung geführt hat. Deutlich wurde ein Trend hin zu einer proaktiven Destinationssteuerung, bei der Daten und künstliche Intelligenz als Verbündete fungieren, um Bedürfnisse vorauszusehen, Dienstleistungen zu verbessern und eine tiefere emotionale Bindung zu den Reisenden zu schaffen.
The Future of Destination Services & AI
Ein weiteres zentrales Thema war das Verhältnis zwischen der Kreuzfahrtindustrie und den lokalen Gemeinschaften. Das Panel mit dem Titel „Cruise Passenger Experience & Community Engagement“, moderiert von Laura Cimaglia, Vizepräsidentin von MedCruise und Hafenmanagerin von Taranto, stellte einen innovativen, menschenzentrierten Ansatz vor. Die Redner – Jon Olav Stedje (Manager of Sustainability & Community Engagement bei MSC Cruises), Abigail Crossley (Senior Manager of Global Sourcing Shore Excursions bei Carnival Corporation), Jose Sanchez (Direktor von Agenda AIVP 2030 bei AIVP), Hortensia Sanchez (Leiterin der Geschäftsentwicklung der Hafenbehörde von Cartagena) und Ioannis Bras (CEO von Five Senses Consulting) – betonten die Notwendigkeit, die lokalen Gemeinschaften zu echten Akteuren, und nicht bloß zu Zuschauern der Kreuzfahrterfahrung zu machen. Diskutiert wurde die Dringlichkeit, die negativen Auswirkungen touristischer Ströme in Innenstädten zu verringern und gleichzeitig konkrete wirtschaftliche und kulturelle Vorteile für die lokale Bevölkerung zu sichern. Besonders geschätzt wurde der Gedanke, Crewmitglieder als „kulturelle Brücken“ zu sehen – als Vermittler, die eine wertvolle Verbindung zwischen Passagieren und der aufnehmenden Region schaffen.
Das Thema der ökologischen Nachhaltigkeit stand im Mittelpunkt des Panels „Charting a Greener Course“, in dem unterschiedliche Strategien für eine umweltverträglichere Kreuzfahrtindustrie verglichen wurden. Moderiert von Valeria Mangiarotti, Vorstandsmitglied von MedCruise und Marketingmanagerin der Hafenbehörde des Meeres von Sardinien, nahmen unter anderem teil: Sacha Rougier (Vice President of Itinerary Planning and Destination Experiences bei Orient Express), Sylviane De Tracy (Director of Cruise Research & Development bei PONANT), Ana Lourenço (Managerin für Kreuzfahrt und Marina am Hafen von Lissabon) und Francesca Antonelli (Head of Cruises & Marketing am Hafen von Valencia). Die Diskussion umfasste eine Vielzahl von Themen – von der Reduzierung der CO₂-Emissionen über die Einführung alternativer Kraftstoffe wie LNG (Flüssigerdgas), der Implementierung von Landstromsystemen (OPS) bis zur nachhaltigen Nutzung von Wasserressourcen an den Terminals. Cartagena wurde als positives Beispiel genannt, vor allem dank der Einführung modernster Technologien zur Landstromversorgung von Schiffen und einer ganzheitlichen Umweltstrategie.
Abschließend widmete sich ein besonders strategisch relevantes Panel dem Thema Hafeninfrastruktur. Unter dem Titel „Looking to the Future of Port Infrastructure“, moderiert von Anne-Marie Spinosi (Senior Vice President von MedCruise und Cruise Manager von Corsica Ports), diskutierten Odette McFarlane (Director of Port & Shore Operations bei Carnival UK), Fiona Noone (Manager of Marine Planning and Port Operations bei Marella Cruises), Gilson Cruz (MedCruise-Vorstandsmitglied und Direktor des Verwaltungsratskabinetts der Kapverdischen Häfen) und Serafin Blazquez (Executive Director of Operations bei Cruise Saudi). Der Schwerpunkt lag auf der Entwicklung flexibler Hafeninfrastrukturen, die sich an die sich ständig ändernden Anforderungen des Kreuzfahrtverkehrs anpassen können. Vorgestellte Lösungen reichten von der Integration intelligenter Flussmanagementsysteme über die Zugänglichkeit für alle Schiffstypen – von großen Flotten bis zu Nischenanbietern – bis zur Anwendung nachhaltiger Baukriterien. Das übergeordnete Ziel: Häfen der Zukunft sollen nicht nur effizienter, sondern auch menschenfreundlicher, einladender und städtebaulich integrierter werden.
The Future of Mediterranean Cruise Itineraries panel
Neben den intensiven Tagen, die den institutionellen Arbeiten und dem Networking gewidmet waren, bot die Versammlung den Teilnehmenden auch eine authentische Gelegenheit, in den kulturellen und landschaftlichen Reichtum der Region einzutauchen. Am letzten Tag der Veranstaltung wurde eine Reihe von Exkursionen vor Ort organisiert, um den Gästen einige der faszinierendsten Juwelen der Umgebung näherzubringen.
Ein besonderes Highlight war die Panoramatour mit dem Katamaran durch den historischen Hafen von Cartagena. Die Teilnehmenden konnten die Stadt vom Wasser aus bewundern und die Harmonie zwischen moderner Hafeninfrastruktur und dem antiken Charme ihrer Monumente schätzen lernen. Anschließend führte ein kultureller Rundgang durch die Spuren der römischen Epoche sowie durch elegante Beispiele des Modernisme – ein umfassender Einblick in das künstlerische und städtische Erbe Cartagenas.
Eine zweite Gruppe entschied sich für ein naturbezogenes Erlebnis in Cabo de Palos, einem bekannten Küstenort, der für seine landschaftliche Schönheit und das kristallklare Wasser berühmt ist. Die Exkursion beinhaltete eine Küstentour, entspannte Badepausen und ein traditionelles Fischessen, das die gastronomische Exzellenz der Region würdigte.
Ein weiterer Ausflug führte zur nahegelegenen Stadt Murcia. Dort standen einige der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Regionalhauptstadt auf dem Programm: von der majestätischen Kathedrale über den stilvollen Real Casino bis hin zum lebhaften und authentischen Herzen der Altstadt.
Diese Ausflüge, konzipiert nicht nur als Freizeitaktivitäten, sondern als kulturelle Erlebnisse, trugen maßgeblich zur Stärkung des Images von Cartagena und seinem Umland als gastfreundliche und authentische Reisedestinationen bei – Orte, die Tradition und Innovation, Umweltbewusstsein und regionale Aufwertung perfekt vereinen. Die harmonische Integration zwischen Kreuzfahrtindustrie und dem kulturellen sowie natürlichen Gefüge der Region war für alle deutlich spürbar und unterstrich die Botschaft eines nachhaltigen, bewussten Tourismus, der eng mit der lokalen Identität verbunden ist.
Die Organisatoren der Versammlung erhielten viel Lob von regionalen und lokalen Institutionen, die öffentlich den Wert der Veranstaltung und ihren positiven Einfluss auf das Gebiet anerkannten.
Eine der bedeutendsten Stimmen war Juan Francisco Martínez, Direktor des Instituto de Turismo de la Región de Murcia (ITREM), der Cartagena als die wahre „Tourismushauptstadt der Region Murcia“ bezeichnete. In seinen Aussagen betonte er, dass die Ausrichtung der MedCruise-Versammlung in dieser Stadt nicht nur eine Anerkennung ihrer jüngsten Entwicklung, sondern auch eine außergewöhnliche Gelegenheit darstelle, Cartagenas Positionierung auf internationaler Ebene zu stärken und ihr Potenzial als Spitzenreiseziel im Mittelmeerraum hervorzuheben.
MedCruise 66th GA
Auch die Bürgermeisterin von Cartagena, Noelia Arroyo, äußerte sich lobend über den erfolgreichen Verlauf der Veranstaltung. Sie zeigte sich sehr zufrieden mit den Ergebnissen und betonte die entscheidende Rolle der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Verwaltungen, Hafenbehörden und Tourismusakteuren – eine strategische Allianz, die es ermöglicht habe, die internationalen Delegierten bestmöglich zu empfangen und das Bild einer vereinten und dynamischen Stadt zu vermitteln.
Die Bürgermeisterin hob zudem die Bedeutung der Kreuzfahrtindustrie als zentrales Instrument zur Bekämpfung der touristischen Saisonalität hervor. Sie sprach sich für ein Entwicklungsmodell aus, das eine kontinuierliche Besucherpräsenz über das ganze Jahr hinweg sicherstellen kann.
Die 66. Generalversammlung von MedCruise endete somit als ein rundum erfolgreiches Ereignis, das Geschäft, Kultur und strategische Vision auf beispielhafte Weise vereinte. Die behandelten Themen leiteten einen tiefgründigen und konstruktiven Dialog darüber ein, wie die Kreuzfahrtbranche den aktuellen Herausforderungen begegnen kann – durch innovative, nachhaltige und inklusive Modelle.
Der einhellige Konsens der Teilnehmenden bestätigte, dass Cartagena, mit ihrer Geschichte, Kultur und ihrem starken Engagement für Nachhaltigkeit, heute zu den vielversprechendsten Destinationen im Mittelmeerraum zählt. Die enge Zusammenarbeit von MedCruise, der Hafenbehörde, der Stadtverwaltung und allen beteiligten Partnern machte diese Veranstaltung zu einem Erlebnis, das den Teilnehmenden lange in Erinnerung bleiben wird. Cartagena zeigte sich nicht nur als Hafen, sondern als echtes kulturelles Tor zum Mittelmeer.
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