Viva Two: vielfältiger Genuss „auf Fluss“


„Fünf Jahre Viva Cruises“ – es ist ein erstes „rundes Jubiläum“, das der Düsseldorfer Veranstalter in diesem Jahr feiert. 2018 aus der Taufe gehoben, steht hinter Viva Cruises die Schweizer Reederei Scylla – ehemals Scylla Tours, die 2023 ebenfalls „runden Geburtstag“ feiert: Vor 50 Jahren wurde das Unternehmen durch die niederländische Familie Reitsma in Basel gegründet. Lange hatte Scylla selbst keine Kreuzfahrten angeboten, sondern seine rund 40 Schiffe an Reiseveranstalter in aller Welt verchartert. Zu den bekanntesten Marken, die unter anderem Scylla-Schiffe einsetzen, zählen auf dem deutschen Markt Phoenix Reisen und nicko cruises sowie international Tauck in den USA und der britische Kreuzfahrtspezialist Riviera River Cruises.

Nachdem Viva Cruises 2018 an den Start gegangen war, um Scylla-Schiffe außerhalb ihrer Charterreisen vermarkten und so die Auslastung hoch halten zu können, folgte zu Beginn der Saison 2020 ein Tiefschlag in Form der COVID-19-Pandemie, die bekanntlich den Kreuzfahrtbetrieb weltweit unterbrach. Viva Cruises reagierte schnell und legte ein umfangreiches Hygienekonzept vor, das bereits ab Ende Juni 2020 die Durchführung von Kurzreisen innerhalb Deutschlands sowie auf der Donau erlaubte.

Mit der Viva Tiara kam dabei erstmals auch ein „eigenes“ Schiff für den Düsseldorfer Veranstalter in Fahrt, das fortan ausschließlich unter Viva-Flagge fahren sollte. 2021 folgte mit der Viva Moments ein zweites, nur wenige Jahre altes Schiff. Ursprünglich sollte bereits im selben Jahr der erste Neubau für Viva Cruises, die Viva One, in Fahrt kommen. Die Entscheidung, dessen Indienststellung zu verschieben und stattdessen die ohnehin zur Verfügung stehende Viva Moments einzusetzen, erwies sich auch angesichts der Herausforderungen, den Neubau unter Pandemiebedingungen rechtzeitig fertigzustellen, als richtig. Auch der zweite Neubau Viva Two wurde letztlich ins Folgejahr geschoben und legte statt im Juli 2022 erst im März 2023 zu seiner Jungfernreise ab. Mit der zur Scylla-Flotte zählenden Thomas Hardy stand aber auch hier ein Ersatzschiff zur Verfügung, das die für 2022 geplanten Reisen übernahm.

Der Rumpf der Viva Two entstand bei Vahali Shipyards Zasavica in Serbien und wurde im April und Mai 2022 über Save, Donau, Main-Donau-Kanal und Rhein zur Endausrüstung in die Niederlande überführt. Am 23. März 2023 fand am Firmensitz von Viva Cruises in Düsseldorf die feierliche Taufe des Neubaus statt. Als Taufpatin fungierte Shiri Gordon, Miteigentümerin der in Tel Aviv ansässigen Gordon Travel Group, deren Kreuzfahrtsparte Gordon Cruise regelmäßig mit Gruppen israelischer Reisender auf Schiffen von Viva Cruises vertreten ist. Von Beginn an positionierte sich Viva als Veranstalter für ein internationales Publikum. Deutsch und Englisch sind gleichberechtigte Bordsprachen und Speisekarten, Tagesprogramme, Durchsagen usw. sind grundsätzlich zweisprachig.

Bei einer Länge von 135 Metern und 11,45 Metern Breite bietet der neue Flusskreuzfahrer 190 Reisenden Platz. Anders als die Viva One verfügt die Viva Two über drei durchgehende Passagierdecks. Lediglich der Barbereich vorn am Bug ist auf halber Höhe zwischen dem Mittel- und Oberdeck (Rubindeck und Diamantdeck) angeordnet – und entsprechend die Schiffsküche darunter zwischen Unter- und Mitteldeck (Smaragddeck und Rubindeck). Bei der Viva One hingegen erfolgt auf Höhe der Lobby ein Deckssprung zwischen drei Kabinendecks zu zwei Decks mit öffentlichen Bereichen (Restaurant und Lounge) vorn. Hieraus ergibt sich die Möglichkeit, vor dem Steuerhaus einen leicht tiefer angeordneten Außenbereich mit Loungemöbeln zu gestalten, der auch bei der Durchfahrt unter niedrigen Brücken in vielen Fällen geöffnet bleiben kann. Auf der Viva Two, bei der das Steuerhaus zudem deutlich weiter vorn angeordnet ist, gibt es diesen nicht.

Das geänderte Deckslayout ermöglichst jedoch auch eine sehr offene, helle Anmutung der öffentlichen Bereiche sowie das Vorhandensein gleich dreier Restaurants. Im Schiffsinnern dominieren Blau-, Grau- und Erdtöne – ganz dem aktuellen Zeitgeist entsprechend. Die Designsprache ist maritim, wenn auch nicht unbedingt als warm zu bezeichnen. Helle Holztöne fügen sich gut in das Gesamtbild ein.

Die über zwei Decks reichende Lobby beherbergt auf ihrer unteren Ebene neben der Rezeption und dem Reiseleitertresen auch einen kleinen Bordshop. Über einen Aufzug sind alle Kabinendecks – nicht jedoch das Sonnendeck – barrierefrei erreichbar. Die Treppen zum Diamant- und Smaragddeck sind allerdings auch recht steil und schmal. Auf der Galerie des Foyers befinden sich eine Station zum Abfüllen von Trinkwasser mit oder ohne Kohlensäure sowie ein jederzeit kostenlos nutzbarer Kaffeevollautomat.

Vorn schließt sich auf dem Diamantdeck der sehr offen gestaltete Panoramasalon an. Er bietet Sitzgelegenheiten in Form bequemer Stühle und Sofas sowie normal hohe als auch Cocktailtische. Der ein halbes Deck tiefer angeordnete Barbereich vorn ist über eine geschwungene Treppe erreichbar, die sich zum unterhalb des Salons gelegenen Riverside Restaurant fortsetzt. Der großzügige Durchbruch zwischen der Restaurant- und der Lounge-Ebene sorgt für ein auf dem Fluss ungewohntes Raumgefühl – nimmt allerdings gerade beim Panoramasalon auch etwas Platz weg. Und während hier zu verschiedenen Tageszeiten sprichwörtlich die Musik spielt, geht es vorn in der Bar ruhiger zu. Dafür jedoch mit Blick über den Bug, wo sich eine kleine Außenterrasse anschließt, die dank Wärmestrahlern auch bei niedrigen Temperaturen nutzbar ist. Dieser Bereich erfreut sich auch bei Rauchern großer Beliebtheit. Apropos: Im Schiffsinnern ist Rauchen grundsätzlich untersagt und auch an Deck stehen nur auf einigen Tischen Aschenbecher bereit, die auch auf diesen verbleiben sollen. Raucherzonen sind somit auf wenige Außenbereiche beschränkt, was dem Gedanken eines zeitgemäßen Nichtraucherschutzes entspricht.

Von der Bugterrasse aus ist das Sonnendeck über lange, aber gut begehbare Treppen erreichbar, während die Zugänge von der Lobby aus wieder vergleichsweise steil ausfallen. Auf dem sich beinahe über die gesamte Schiffslänge erstreckenden Sonnendeck stehen Sitzgruppen mit Outdoor-Stühlen, Liegestühle und Sonnenliegen bereit. Sonnensegel bieten Schattenplätze. Nahe dem Heck findet sich ein kleiner Pool. Hier führen Treppen hinab auf eine weitere kleine Außenterrasse, die Viva’s Bistro, eines der drei Restaurants, an drei Seiten umschließt. Besonderes Lob verdient sich Viva Cruises für die indirekte, unten in die Reling integrierte Decksbeleuchtung. Keine blendenden Leuchten an der Reling stören beim abendlichen Flanieren an Deck und dennoch ist dieses optimal ausgeleuchtet.

Auch in den naturgemäß fensterlosen Kabinengängen fällt das clevere Beleuchtungskonzept, das direktes mit indirektem Licht ergänzt, besonders auf. In den rund 15 m² großen Kabinen setzt sich dieses fort – von der indirekten „Nachtbeleuchtung“ im Bad bis hin zu den mittels LEDs bestens ausgeleuchteten Schränken. Überhaupt kommen die Kabinen modern und frisch daher. Besonders hervorzuheben sind die exzellenten Betten mit hochwertigen Matratzen. Große Schubfächer und der ausreichend bemessene Kleiderschrank bieten reichlich Stauraum. Ein wenig schade ist, dass der Platz nur für einen Sessel ausreicht. Immerhin gibt es als weitere Sitzgelegenheit noch einen Stuhl. Für Ladegeräte, Mobiltelefone & Co. stehen ausreichend Steckdosen, am Bett auch USB-Ladebuchsen, zur Verfügung. Die Minibar wird täglich aufgefüllt und ist – wie auch die Nutzung der Nespresso-Maschine – im Rahmen des „All Inclusive“-Konzepts von Viva Cruises im Reisepreis inkludiert. Zur Kabinenausstattung zählen ferner eine Uhr mit Bluetooth-Lautsprecherfunktion und der Möglichkeit zum kabellosen Laden kompatibler Handys, eine individuell regulierbare Klimaanlage, Fön sowie ein Safe. Im für Flusskreuzfahrtverhältnisse sehr geräumigen Bad sticht vor allem die hervorragende Dusche hervor. Sie verfügt neben einer Handbrause auch über eine Regenwalddusche in der Decke, wobei beide über das Thermostat per Knopfdruck individuell zu bedienen sind. Die Pflegeprodukte stammen, wie bei Viva Cruises üblich, von der bekannten Marke Rituals.

Hinsichtlich des kulinarischen Erlebnisses bietet die Viva Two eine Vielfalt an Optionen, bei der kaum ein anderes Flussschiff mithalten kann. Im Riverside Restaurant werden alle Mahlzeiten in offener Tischzeit und bei freier Platzwahl eingenommen. Morgens steht ein umfangreiches Buffet bereit, zusätzlich werden Eierspeisen, Griesbrei & Porridge am Tisch serviert. Mittags und abends werden täglich wechselnde, mehrgängige Menüs in hoher Qualität und Auswahl serviert. Das unterhalb des Riverside gelegene Moments Restaurant bietet zwar keinen Flussblick durch große Fenster, ist aber zum Frühstück eine hervorragende Alternative zum zumeist deutlich volleren Hauptrestaurant.

Das Moments versprüht dabei eher die Atmosphäre eines feinen Bistros. Mittags werden in offener Tischzeit mediterrane Gerichte einer festen Karte frisch zubereitet. Dazu zählen u.a. eine Platte mit spanischen und französischen Wurst- und Käsespezialitäten, Beeftartar und Lasagne – allerdings auch ein ausgezeichneter mediterran inspirierter Burger im Focaccia-Brötchen mit Rucola und Mozzarella. Abends wird an den meisten Tagen ein Wine Pairing Gourmetdinner serviert. Hierzu ist eine Voranmeldung erforderlich, es ist jedoch im Reisepreis enthalten. Mittags und abends ist auch Viva’s Bistro am Heck geöffnet. Hier stehen Fisch und Meeresfrüchte auf der Karte. Mittags findet man mit verschiedenen Fisch- und Krabbenbrötchen, gebackenen Tintenfischringen und Fish & Chips eher rustikale Gerichte, abends stehen u.a. Scholle Finkenwerder Art, Thunfischsteak und Hummersuppe auf dem Plan. Eine Voranmeldung ist im Bistro nicht erforderlich. Alle Mahlzeiten in den drei Restaurants sind grundsätzlich im Reisepreis enthalten und alle drei überzeugen. Allerdings zeigte sich auf der – nicht zwingend repräsentativen – Reise des Autors, dass Moments und Viva’s Bistro nicht gut angenommen werden. Die „Werbung“ für diese alternativen Essensoptionen an Bord dürfte ruhig offensiver ausfallen. Bei der Veranstaltung zum Leben an Bord zu Beginn der Reise wurden sie nicht einmal erwähnt.

An der Qualität des Angebotenen und dem professionellen Service dürfte es keinesfalls liegen, auch wenn gerade bei Viva’s Bistro anzumerken ist, dass ein reines „Fischrestaurant“ naturgemäß nicht alle Reisenden überzeugen wird. So schön es aus Passagiersicht ist, gleich mehrfach im Laufe einer Woche die einzigen Gäste zu sein, so kann dies nicht im Sinne von Viva Cruises sein. Ein festliches Galadinner steht im Übrigen auch auf dem Programm – formelle Kleidung darf aber gemäß dem auf legere Eleganz setzenden Bordkonzept gerne zuhause gelassen werden!

Wer die angesichts der hervorragenden Küche hinzugewonnenen Kilos gleich wieder abbauen möchte, findet auf dem Smaragddeck einen kleinen Fitnessraum und gleich gegenüber die kleine Wellnessoase mit Sauna und Dampfbad. Auch ein Raum für Massageanwendungen steht zur Verfügung und auf jeder Reise ist eine Wellnesstherapeutin an Bord. Dies ist – neben Landausflügen und sehr wenigen exklusiven Getränken – eine der wenigen optionalen Leistungen, die nicht vom All-Inclusive-Angebot abgedeckt werden, sondern extra zu zahlen sind. Die Preise für die verschiedenen Massageangebote fallen dabei moderat aus.

Wie schon die Viva One ist auch die Viva Two mit Solarzellen an Deck ausgestattet, um somit zumindest einen kleinen Teil des Energiebedarfs an Bord zu decken. Für den Antrieb kommt Gas-to-Liquid-Kraftstoff zum Einsatz. Dabei handelt es sich um durch Umwandlung von Erdgas erzeugte flüssige Kohlenwasserstoffe. Diese verbrennen mit einem höheren Wirkungsgrad und setzen im Vergleich zu Kraftstoffen auf Erdölbasis praktisch keine Rußpartikel, Schwefeldioxide und Stickoxide frei.

„Enjoy the Moment“ lautet das Motto von Viva Cruises, und das noch junge Unternehmen bemüht sich sichtbar, dem im Vergleich zu Hochseereisen noch immer sehr angestaubten Image von Flusskreuzfahrten zu einer behutsamen Modernisierung zu verhelfen. Gleichzeitig muss man sich jedoch auch weiterhin an den Interessen der Best Ager, die noch immer das Gros der Passagiere in diesem Reisesegment stellen, orientieren. Ein gewisser Spagat bleibt dabei nicht aus. Einige innovative Konzepte, etwa das Angebot in den beiden Alternativrestaurants der Viva Two, werden dabei vermutlich noch die eine oder andere Anpassung erfahren, um die Akzeptanz gerade bei dieser älteren Klientel zu erhöhen. Punkten können Viva Cruises und das neue Flaggschiff mit einem First-Class-Produkt, das moderne, komfortable Kabinen, einen überzeugenden, freundlichen Service und eine hervorragende Küche vereint. Auch scheuen sich die Düsseldorfer nicht, neben den zurecht beliebten „Standardzielen“ an Rhein und Donau, gerade auch auf diesen „Rennstrecken“ alternative Routings und seltener angelaufene Ziele ins Programm aufzunehmen.

Nach ihrer Premierensaison auf der Donau wird die Viva Two die Saison 2024 mit Kurzreisen Richtung Niederlande und Belgien eröffnen – und das bereits im Januar! Auch mit dieser Ausweitung der typischen Flusskreuzfahrtsaison, die üblicherweise spätestens mit der Neujahrsreise endet und frühestens Mitte März wieder beginnt, beschritt Viva Cruises neue Wege. Erste Mitbewerber ziehen nun nach. Im Frühling 2024 verschlägt es die Viva Two dann wieder auf die Donau, wo neben einwöchigen Kreuzfahrten auch ausgewählte Reisen bis zum Eisernen Tor und ins Donaudelta auf dem Programm stehen.

Verpassen Sie keine Updates, Neuigkeiten und Bewertungen von Viva Cruises im Cruising Journal.

Raoul Fiebig

Kommentare